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08. März 2023

Berufsperspektiven aufzeigen

Das »Abc der Berufsorientierung« ist nicht nur mit Arbeit verbunden. Nebenher haben die Jugendlichen auch Spaß, wie hier beim Pool-Billard im JuKuZ. © Jürgen Schenk

 

Junge Menschen, die gerade ihren Abschluss gemacht haben, sind häufig mit der Frage konfrontiert: »Was soll ich nun machen?« Die Schulsozialarbeiter der KSS haben dazu ein Projekt gestartet.

Mit dem »Abc der Berufsorientierung« haben die Schulsozialarbeit an der Kurt-Schumacher-Schule (KSS) und der Fachbereich Soziales, Senioren, Jugend, Kultur und Sport der Stadt Karben ein länger verfolgtes Ziel neu konzipiert. Vor etwas weniger als einem Jahr startete das Pilot-Projekt. Die bisher am Anfang des neunten Hauptschuljahres in einem dreitägigen Seminar stattfindende Lebens- und Berufsorientierung bietet jetzt mehr Zeit und Möglichkeiten. Elf Module, verteilt auf elf Monate, sollen den Jugendlichen die Berufswahl erleichtern und Wege für die Zukunft aufzeigen.

Hauptschülerinnen und Hauptschülern gelingt der Schritt ins Berufsleben oft nicht so leicht wie anderen. Ihre Möglichkeiten sind limitiert. Viele entscheiden sich nach dem Abschluss für eine weiterführende Schule und weniger für eine duale Berufsausbildung.

»Die Jugendlichen können sich oftmals nicht vorstellen, wo ihre persönliche Lebensreise hingehen soll«, berichtet KSS-Sozialpädagogin Tatjana Schnitzer-Wagner. »Sie haben meistens unrealistische Vorstellungen. Und es fällt ihnen in der Regel sehr schwer, Entscheidungen zu ihrer beruflichen Zukunft zu treffen.« Berufspraktika hätten wegen Corona nicht oder nur reduziert stattfinden können. »Diese Aspekte in der Summe brachten uns dazu, unser Seminarangebot zu überdenken und neu zu konzipieren. Bettina Kreutz und ich werden dabei von Fachleuten des Wetteraukreises und Honorarkräften aus dem pädagogischen Bereich unterstützt.«

Die jungen Leute scheinen offensichtlich ihre Chance verstanden zu haben. Sie sind zwischen 15 und 18 Jahre alt und kommen teilweise aus schwierigen sozialen Verhältnissen. Nach zehn Ausbildungsmodulen stehen sie jetzt vor der Frage, wie es weitergehen soll. Über ihre Ziele und Erfahrungen berichten Despoina, Sophie, Sara, Leyla, Arshad und Amir beim Abschlusstreffen im Karbener Jugendkulturzentrum (JuKuZ).

Arshad und Amir, die beiden Jungs in der Gruppe, kamen auf eigene Faust von Afghanistan nach Deutschland. 16 und 13 Jahre waren sie zu diesem Zeitpunkt alt. Beide haben die deutsche Sprache sehr schnell gelernt. »Ich wollte eigentlich weiter zur Schule gehen«, erzählt der 18-jährige Arshad im Gruppengespräch. »Leider bin ich jetzt zu alt. Ich möchte nach der Schule eine Ausbildung zum Elektriker beginnen.« Amir interessiert sich sehr für Autos und möchte gerne etwas in dieser Richtung machen. Aber auch die Betreuung alter Menschen konnte ihn begeistern. »Das hat mir unser Ehrenamtstag gezeigt, an dem ich im ASB-Pflegeheim geholfen habe«, teilt er mit.

Der von ihm angesprochene Ehrenamtstag war ein Gruppenprojekt, bei dem die Jugendlichen etwas Nützliches für die Gesellschaft leisten konnten. Neben Amir und Arshad erinnern sich auch die Mädchen in der Runde gerne daran zurück. »Gruppenweise wurden Waffeln gebacken und in der Schule verkauft, Müll gesammelt oder Tische im JuKuZ restauriert«, geben sie einen Überblick über die verschiedenen Tätigkeiten.

Eigene Stärken entdecken

Despoina, die vor drei Jahren mit ihrer Familie aus Griechenland kam, unterstreicht die besondere Wichtigkeit von Bewerbungsvorbereitungen während des Seminars. »Wir hatten Vorstellungsgespräche mit Leuten aus dem Personalwesen«, sagt die Neuntklässlerin. »Dabei konnten wir sehen, wo unsere Stärken und Schwächen liegen. Fehler wurden direkt angesprochen. Jedes Gespräch dauerte ungefähr zehn Minuten.« Auch für die anderen Mädchen hat der Punkt Bewerbungstraining oberste Priorität bekommen. Leyla hat dadurch die Lust am Organisieren entdeckt, die schon länger in ihr geschlummert habe. Sie würde später am liebsten eine Bürotätigkeit ausüben. Der Rest kann sich einen Beruf im sozialen Bereich vorstellen.

»Das Projekt hat sich bewährt«, bilanziert Schnitzer-Wagner. »Da es aber auch Kosten verursacht, sind wir noch auf der Suche nach Förderern und Sponsoren. Wir freuen uns über jede Kontaktaufnahme.«


Berufsperspektiven aufzeigen | Frankfurter Neue Presse 08.03.2023
Berufsperspektiven aufzeigen | Wetterauer Zeitung 08.03.2023

 

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